Was ist wohl der schnellste Sinn? Sehen, hören, schmecken, riechen, tasten?

Es muss doch das Sehen sein, oder? Licht ist schneller als alles andere im Universum. Oder vielleicht doch der Tastsinn? Man zuckt doch sofort weg, wenn man von einer Nadel gestochen wird oder unabsichtlich die Hand auf eine heiße Herdplatte legt, richtig?

Der schnellste Sinn

Falsch, denn die richtige Antwort ist: das Gehör! Der menschliche Körper kann schneller hören als sehen, fühlen, riechen oder schmecken.

Aber warte! Wenn die Lichtgeschwindigkeit 299 792 458 Meter pro Sekunde ist und Schall nur 340,29 Meter pro Sekunde zurücklegt, wie kann dann das Gehör schneller sein?

Das ist so, weil Hören oder Sehen erst beginnt, wenn der Schall bzw. das Licht das Ohr oder Auge erreicht. Es spielt also keine Rolle, wie schnell das Licht zu dem Auge gelangt. Es kommt nur darauf an, wie lange es vom Auge dann zum Gehirn braucht. Genauso ist es auch beim Hören. Es ist also vollkommen egal, dass Schall langsamer ist als Licht. Sobald eine Schallwelle das Ohr erreicht hat, dauert es nur 0,05 Sekunden, bis das Gehirn das erkannt hat. Das ist zehnmal schneller als ein Wimpernschlag!

Manche Teile des Ohrs bewegen sich sogar noch schneller. Mithilfe des Stapedius-Reflexes schützt sich das Ohr vor sehr lauten Geräuschen. Er tritt schon nach etwa 0,025 Sekunden ein, nachdem ein Geräusch auf das Ohr getroffen ist.

Vergleichen wir mit anderen Sinnen. Es dauert etwa 0,2 Sekunden bis das Gehirn versteht, dass Licht das Auge erreicht hat. Es dauert außerdem 0,2 Sekunden bis das Gehirn erkennt, dass etwas mit der Hand oder dem Fuß berührt wird.

Wieso können wir aber so schnell hören? Das liegt daran, dass ein schnelles Gehör unseren prähistorischen Vorfahren sehr geholfen hat, wenn sie nicht sehen konnten, zum Beispiel nachts. Zu hören, wie Blätter knirschten oder ein Ast knackte, bedeutete den Unterschied zwischen Leben und Tod.

Die Geschwindigkeit eines Cochlea-Implantats

Das natürliche Hören ist also mehr als schnell. Doch es gibt mehr als einen Weg zu hören: Ein Cochlea-Implantat hilft Menschen mit Hörverlust (wieder) zu hören. Es ist das erste Gerät, das es schafft, einen menschlichen Sinn vollständig zu ersetzen. Also, wer würde bei einem Vergleich zwischen natürlichem Gehör und Cochlea-Implantat gewinnen?

1/20 Sekunde. Das ist eine ziemlich hohe Messlatte.

Cochlea-Implantate funktionieren indem sie Schall in elektrische Impulse umwandeln. Diese Impulse stimulieren den Hörnerv und gehen direkt ins Gehirn.

Wie vergleichen sich diese Impulse mit normalem Hören? Ein MED-EL Cochlea-Implantat schickt diese Impulse bis zu 50 704 Mal pro Sekunde. Ein einzelner Impuls kann nur 0,000002 Sekunden lang sein. Das ist 200 000-mal schneller als ein Wimpernschlag.

Aber es geht nicht nur um Geschwindigkeit. Ab einem bestimmten Punkt beeinflusst die Geschwindigkeit die Klangqualität nicht mehr. Dann kommt es auf Genauigkeit an: Qualität über Quantität.

Ein Weg, um Genauigkeit zu erlangen, ist es zu steuern, zu welchem Teil der Cochlea diese Impulse geleitet werden. Wenn die Cochlea an verschiedenen Orten stimuliert wird, hören die Menschen unterschiedliche Geräusche. Wenn ein Impuls zu einem falschen Teil der Cochlea gesendet wird, spielt es keine Rolle mehr, wie schnell er ankommt: Es klingt immer falsch. Jedes Cochlea-Implantat, MED-EL und andere, basiert auf dieser Idee.

Das Besondere an MED-EL ist die Steuerung der Geschwindigkeit jedes einzelnen Impulses. Durch Ändern der Impulsgeschwindigkeit in einem bestimmten Teil der Cochlea wird der Klang so gebogen, dass er etwas höher oder niedriger erscheint. Dies ist besonders nützlich für tiefe Töne, da sie so genauer klingen können.